Sonntag, 8. Mai 2016

Probengelager 1

Wie angekündigt kommt jetzt ein Eintrag über das Probenlager des Orchesters, auf dem ich während der "Golden Week" war. 
Unter der Golden Week werden hier drei aneinanderhängende und ein weiterer Feiertag (der Showa-no-Hi) verstanden, die jährlich vom 3. - 5.5. stattfinden. Diese sind natürlich arbeits- und unifrei, und dementsprechend wird im ganzen Land gereist und unternommen, wofür sonst die Zeit fehlt.

Auf der anderen Seite sind diese drei Tag natürlich auch eine wunderbare Gelegenheit für die Universitätsclubs, die sonst so geringe Probenzeit (nur drei Mal drei Stunden in der Woche) ein bisschen zu erhöhen und irgendwo ins nirgendwo zum Dauerüben zu fahren.

So wars auch letzte Woche. Wir sind sogar schon Montagabend losgefahren. Ich saß im Bus neben Nachan, die mit mir als neue Klarinettistin ins Orchester eingetreten ist.
















Man konnte im Bus äußerst praktischer Weise einen Sitz für den Gang aus der Lehne des äußeren Sitzes herausholen, sodass wir insgesamt zu fünft in der Reihe saßen:
















In der Mitte saß Momoka (oder auch Pyonchan [sprich "Pjontschan"]), die Erstsemester in der Fagottgruppe ist; daneben Moeka, auch Fagottistin, mit der ich mich bis jetzt am besten verstehe, und am anderen Rand Ayano, die in die Flötengruppe aufgenommen wurde.

Nach 2 1/2 Stunden Fahrt waren wir dann da. Wo genau, das kann ich allerdings auch nicht mit Gewissheit sagen. Wir waren immer noch in der selben Präfektur (Hyogo), aber in den Bergen.
Davon gabs am Abend aber natürlich nicht mehr so viel zu sehen; als wir da waren, nahmen wir nur schnell unser Zeug aus dem Bus, gingen in die Jugendherberge und bezogen die Zimmer.

Die Einteilung und der gesamte Ablauf waren natürlich, ganz japanisch, schon vorher geklärt und verkündet worden, und an den Zimmern hingen schon Zettel mit den Nachnamen der vorgesehenen Bewohner. (Ich war mit Nachan, Momoka und Moeka in einem Raum).
Da es sich um eine japanisch Jugendherberge handelte, waren die Zimmer im japanischen Stil gehalten. Darum also: Washitsu (Zimmer mit Tatamimatten) mit Futon-Betten. So sah das aus:



















Ich fand es sehr schön, mal wieder längere Zeit in so einem Zimmer zu schlafen (auch wenn wir dazu nicht so häufig gekommen sind... s.u.).
Etwas, was mit dem japanischen Stil der Räumlichkeiten einherging, war die auffällige Abwesenheit von Stühlen! Wir saßen in den eigenen Zimmern, in der großen Halle, wenn nicht geprobt wurde, und in den Überäumen der Instrumentengruppen auf dem Boden. Ich muss sagen, dass mir das sehr gut gefallen hat, da ich gerade erst von Problemen durch das ständige Auf-dem-Stuhl-Sitzen gehört hatte. Fazit: Man setzt sich viel öfter um auf dem Boden und bewegt die Beine, und es kann auch irgendwann unangehm werden, aber ich denke, es ist eine gute Alternative dazu, den ganzen Tag auf Stuhlhöhe zu sitzen.
Aber genug davon.

Am ersten Abend also (es war so gegen 22:00) haben wir uns nach Ein- und Ausräumen alle im großen Probenraum im 4. Stock versammelt. Es wurden Tische aufgestellt (niedrige Tische!) und Kleinigkeiten (Süßes, Reiskräcker) und Getränke verteilt. Dann setzten wir uns alle, nach Semesteranzahl sortiert. Ich bin hier natürlich bei den Erstsemestern.



Ich neben Makochan. Sie spielt Horn im ersten Semester.































Aber der Abend bestand nicht nur daraus, am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Nein nein.

Erst gab es eine kurze Willkommenheißung und Einweisung in die Jugendherberge, das Orchester usw. Dann, nach vielleicht 15 Minuten, ging das Abendprogramm los. Der erste Punkt: persönliche Vorstellung der Erstsemester.
Also stellten wir uns alle in einer laaange Reihe vor die anderen, an den Tischen sitzenden Orchestermitglieder, und stellten uns vor. Inhalt: Name, Instrumentengruppe, Institut in der Uni, irgendwas, was man noch hinzufügen möchte.
Ich war zwar ziemlich aufgeregt, als ich hörte, dass wir uns vorstellen sollten, aber zum Glück war ich in der Reihe zufällig sehr weit vorne, sodass ich mich nicht zu lange verrückt machen konnte.


















Es wurde natürlich alles fotografisch festgehalten. (Das ist übrigens auch sehr gut an diesem Club: Es werden alle Fotos und Aufnahmen im Internet gespeichert und für alle Mitglieder zugänglich gemacht).

Danach begann das eigentliche Programm, das von den höheren Semester für uns Neue vorbereitet worden war. Zuerst kamen die Zweitsemester auf die Bühne und ließen uns ein Knotenspiel spielen. Soll heißen: Man kommt in einer Gruppe zusammen und greift in der Mitte zwei Hände von verschiedenen Personen, wodurch ein großer Knoten entsteht. Der soll dann gelöst werden.
















So sah das von außen aus. Hat Spaß gemacht.

Als nächstes hatten die Drittsemester etwas für die männlichen Erstsemester vorbereitet: Die Jungs mussten Bonbons essen, von denen einige einen ekligen Geschmack hatten. Bevor herauskam, wer das eklige Bonbon hatte, wurde im ganzen Publikum geraten. Das war ganz unterhaltsam.



Es gab auch noch Armdrücken und eine Art Umwerfspiel: zwei Personen durften ihre Füße nicht bewegen und mussten versuchen, das Gegenüber nur mittels der Arme aus dem Gleichgewicht zu bringen.











































Danach gab es ein ziemlich lange dauerndes Pantomimenspiel, bei dem auch erst Gruppen gebildet wurden und dann eine Gruppe den anderen Begriffe darstellen musste. Die Gruppen, die richtig rieten (die Lösung wurde auf Zettel geschrieben), bekamen einen Punkt.

















Hier oben sieht man die Gruppennamen und die Punkte. (Es handelt sich nicht um ein deformiertes F, sondern um die Zählweise, bei der das japanische Kanji für 5 "五", immer weiter vervollständigt wird. Eigentlich so ähnlich wie unsere 5 Striche).
Ich bin ganz froh, dass ich bei diesem Spiel nur zugeschaut habe, denn erstens die Begriffe und zweitens vor allem die japanische Art, Pantomime zu machen, habe ich fast nie verstanden! :D

Dann kam noch das Spiel der Viertsemester, wo wieder alle mitmachen mussten. Es war ein Zeichspiel der folgenden Funktionsweise: Der erste malt eine "Katze", dann muss der nächste etwas mit der letzten Silbe des vorherigen Wortes malen, also hier zum Beispiel ein "Zebra", dann vielleicht ein "Radieschen" "Engel" usw. Allerdings natürlich auf Japanisch.
(Da ich selbst mitgemacht habe, habe ich davon keine Bilder).

Zum Schluss waren dann noch die Jungs des vierten Semesters dran. Einer von ihnen, bereits gut betrunken, stellte alle anderen auf wohl witzige Weise vor. Allerdings habe ich davon fast nichts verstanden, und die Aufmerksamkeit des Publikums nahm immer weiter ab. (Auch weil es schon 1:30 war) Trotzdem zog er seine Sache aber wie ein echter Japaner durch! ^^

Und dann war es um 2:30 endlich vorbei. Das soll nicht heißen, dass es keinen Spaß gemacht hat, aber wir alle sehr k.o.
Also schnell ins Zimmerchen und ins Bett.


Über Tag 2 und 3 berichte ich dann nächstes Mal (sonst dauert das ja noch ewig bis der nächste Eintrag kommt), aber hier kommt schon mal eine kleine musikalische Kostprobe.
Dieses Video kann man einfach durch draufklicken starten. Es ist unsere Klarinettengruppe mit dem Ensemblestück, das wir während des Lagers eingeprobt haben. Viel Spaß :)